Hypersexualität ist eine ernstzunehmende und folgenschwere Erkrankung

Köln. Immer auf der Suche nach dem nächsten Kick – das gilt für hypersexuelle Menschen genauso wie für anderer Süchtige. Doch die Sucht nach ständigem Sex wird im Gegensatz zu anderen Süchten von der Gesellschaft anders wahrgenommen. Susanne Behlau ist Therapeutin für die sogenannte Hypersexualität, der wissenschaftliche Oberbegriff für Sexsucht, Nymphomanie oder auch Donjuanismus. In ihrer Praxis in Köln therapiert sie hypersexuelle Männer und Frauen und verhilft ihnen zu einem stabilen und erfüllenden Beziehungs- und Liebesleben.

In Deutschland leben Schätzungen zufolge rund 500.000 Menschen, die süchtig sind nach intensiven sexuellen Erlebnissen. Und die Tendenz ist steigend. Die omnipräsente Verfügbarkeit von pornographischem Material im Internet, der einfache und zugleich anonyme Zugang zieht viele Menschen an. Der Suchtverlauf ist dabei immer ähnlich, weiß Susanne Behlau: „Online-Pornographie ist wie eine Einstiegsdroge. Sie ist immer und überall über ein Smartphone verfügbar, eine Entwicklung, das erst durch die digitalen Medien und das Internet an Fahrt gewonnen hat.“

Männer und Frauen sind betroffen

Hypersexualität ist nicht nur ein typisch männliches Problem. Auch Frauen sind betroffen. „Rund 80 Prozent sind Männer, 20 Prozent Frauen“, weiß Susanne Behlau. Männer sind zunächst auf ein aktives Sexualleben stolz. Nicht umsonst spricht man auch von Donjuanismus. Frauen achten wesentlich stärker auf ihren Ruf und kokettieren weniger mit ihrem Liebesleben.

Wenn jedoch aus der Lust eine Last wird, wird es schnell ruhig um die Betroffenen. Der soziale und finanzielle Abstieg ist oft vorprogrammiert. Und es kommen Schamgefühle und die Angst nach einer Entdeckung ins Spiel. Gesellschaftlich „bekannt“ wie zum Beispiel stoffabhängige Süchte nach Drogen, Alkohol oder Medikamenten ist Hypersexualität nämlich (noch) nicht. „Mehr als andere Süchte ist die Hypersexualität tabuisiert, weswegen sich auch so wenige Menschen eine sexuelle Impulsstörung eingestehen und nach Hilfe suchen“, erklärt die Therapeutin.

Mehr Last als Lust

Definitionsversuche, ab wann man von einer Sexsucht sprechen kann, sind sehr vage. So ist ein aktives Sexualleben eigentlich etwas Wunderschönes und es gibt kaum wissenschaftliche Erkenntnisse über eine Norm, ab wann Sexualität zur Sucht wird. „Das subjektive Empfinden ist entscheidend. Erst wenn der Sexualtrieb die Kontrolle über das Leben übernimmt und zwanghaft wird, kann man von einer Sucht sprechen“, so Susanne Behlau. Typisch für eine Sucht ist der progrediente Verlauf. So steigert sich das sexuelle Verlangen mit Laufe der Zeit nach Onanie, häufig wechselnden Partnern und den exzessiven Gebrauch von Pornographie, um Befriedigung zu erreichen.

Welche Anzeichen sprechen für eine Sucht?

Die Unfähigkeit trotz schädlicher Folgen wie Jobverlust, finanziellen Ruin oder soziale Isolation, mit dem süchtigen Verhalten aufzuhören, gepaart mit einem enormen Leidensdruck sind eindeutige Anzeichen für eine Sucht:

Subjektives Leiden
Zwanghaftigkeit
Kontrollverlust über den Sexualtrieb
Pornographie
Übermäßige Onanie
Vernachlässigung sozialer oder beruflicher Aktivitäten
Wechselnde Partner
Anonymer Sex
Sexspielzeuge und Rollenspiele

Gesprächstherapie kann helfen

Wenn der Leidensdruck zu hoch geworden ist, sind Betroffene gut beraten, sich Selbsthilfegruppen anzuschließen und parallel eine Therapie zu beginnen. „Hinter jeder Sucht verbirgt sich immer der Wunsch nach Nähe, Entspannung und Sicherheit, wenn auch nur für einen kurzen Moment“, erklärt Susanne Behlau. In der Gesprächstherapie wird herausgearbeitet, wo der Betroffene Defizite im Leben spürt und wo die Ursache liegt. Mithilfe einer Hypnosetherapie können auch Traumata aus der Vergangenheit aufgearbeitet werden.

Über Susanne Behlau

Susanne Behlau (Jahrgang 1971) beschäftigt sich schon seit zwei Jahrzehnten mit der Psyche der Menschen. Nach verschiedenen Ausbildungen (Ehe- und Familien-Lebensberaterin, Gesprächstherapie nach Rogers, autogenes Training, Heilpraktikerin Psychotherapie, Hypnotherapeutin) hat sie sich Anfang 2017 mit ihrer Praxis in Köln niedergelassen. Ihr Schwerpunkt ist die Therapie von Hypersexualität. Aber auch allgemeine Bereiche der Psychotherapie sind in ihrer Praxis willkommen.