„Einstiegsdroge“ Online-Pornographie

Als hypersexuell oder auch sexsüchtig werden Männer und Frauen bezeichnet, die unter einem übermäßigen sexuellen Verhalten leiden. Es gibt unterschiedliche Anzeichen für eine Sucht nach ständiger körperlicher Befriedigung und der damit scheinbar einhergehenden seelischen Befreiung von negativen Gefühlen. Der Verlauf der Sucht ist progredient, das heißt, sie steigert sich allmählich und Betroffene brauchen immer stärkere Reize. Es wird niemand von jetzt auf gleich süchtig nach Sexualität, sondern steigert sich schleichend. Die Sucht beginnt meist mit sexuellen Verhaltensweisen wie Selbstbefriedigung und dem Konsum von pornographischem Material.

Mit Einführung des Internets hat sich die Nutzung von Pornographie extrem verändert, denn sie ist jetzt für jedermann zugänglich und leichter verfügbar. Online-Pornographie und Cybersex sind enorm angestiegen. Schnelle Internet-Verbindungen und das unglaublich große Angebot an Sexseiten im Netz machen den Konsum einfacher. Zudem genießen User den Schutz der Privatheit. Um eine Befriedigung zu erlangen, braucht man heutzutage nicht mehr vor die Tür zu gehen und dabei riskieren, entdeckt zu werden.

Ist Cybersex eine eigene Sucht?

Online-Pornographie birgt wegen ihrer ständigen und einfachen Verfügbarkeit und im Schutz der Privatsphäre ein enorm hohes Suchtpotenzial. Ohne das Medium Internet gäbe es wohl weitaus weniger hypersexuelle Menschen. Das Internet ermöglicht den Zugang zu einer virtuellen Welt, die auf viele hoch anziehend und attraktiv wirkt und – einmal in den Bann gezogen – auch unwiderstehlich. Im virtuellen Raum können User ihre Phantasien anders als im realen Leben intensiver ausleben. Internet-Pornographie ist regelrecht zu einer „Einstiegsdroge“ in die Hypersexualität geworden. Cypersexsucht ist so stark ansteigend, dass viele Wissenschaftler sie mittlerweile schon als eine eigenständige Sucht betrachten und nicht mehr als ein Teil von Sexsucht. Schätzungen zufolge leben in Deutschland rund 500.000 Menschen, die cybersexsüchtig sind.

Drei Gruppen von verschiedenen Nutzern

Nach Roth (2016) gibt es drei unterschiedliche Gruppen von Cybersex-Süchtigen: Die erste Gruppe benutzt das Internet lediglich als Fortführung ihres realen Sexuallebens. Diese Gruppe hat früher Hefte gelesen oder Sexshops besucht, heute bevorzugt sie das Internet als Quelle. Die zweite Gruppe benutzt das Netz, um die Gefahr zu bannen, entdeckt zu werden, zum Beispiel bei krankhaften Neigungen wie Voyeurismus. Im Netz besteht die Möglichkeit (Webcams) weniger risikoreich zu agieren. Enthemmt und außer Kontrolle tritt die dritte Gruppe auf: Das Internet verstärkt ihre ohnehin schon vorhandene Sucht nach Sex. Sie nutzt das Netz für jegliche Art der Befriedigung.

Quellenangabe: Roth, Kornelius (2016): Sexsucht. Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Ch. Links Verlag